Die stille Macht von Soja: Ein Rohstoff, der die Welt verändert
Soja ist ein viel genutzter Rohstoff in der globalen Landwirtschaft, der besonders für die Produktion von Tierfutter und Lebensmitteln verwendet wird. Die weltweite Nachfrage nach Soja wächst stetig, was zu einem massiven Ausbau der Anbauflächen führt. Vor allem in Südamerika, wo Soja auf über 55 Millionen Hektar angebaut wird, hat dies gravierende Umweltfolgen: Große Flächen wertvollen Regenwaldes werden gerodet, um Platz für Sojaplantagen zu schaffen.
Die Europäische Union trägt als einer der größten Abnehmer von Soja zur globalen Entwaldung bei. Um diese zerstörerische Entwicklung einzudämmen, hat die EU die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR, EU Deforestation Regulation) erlassen. Diese Verordnung verlangt von Unternehmen, die Soja in die EU importieren, einen Nachweis, dass ihre Produkte nicht zur Entwaldung beitragen. Die Sojaindustrie stellt dies vor erhebliche Herausforderungen, da insbesondere die Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit der Lieferketten verbessert werden müssen.
Von der Farm auf den Teller: Wie Soja unser Leben bestimmt
Soja hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten landwirtschaftlichen Produkte weltweit entwickelt. Rund 76 % des weltweit angebauten Sojas wird als Futtermittel für die Viehwirtschaft verwendet, während ein deutlich kleinerer Teil für die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel wie Tofu oder Sojamilch genutzt wird. Darüber hinaus findet Soja Verwendung in der Produktion von Sojaöl, das sowohl in der Lebensmittelindustrie als auch in der Herstellung von Biodiesel eingesetzt wird.
Schattenseiten des Erfolgs: Die Umweltauswirkungen des Sojaanbaus
Der Anbau von Soja konzentriert sich auf wenige Länder, die größten Anbauländer sind dabei Brasilien, die USA und Argentinien. Brasilien, das über 120 Millionen Tonnen Soja pro Jahr produziert, ist dabei der größte Exporteur. Diese Dominanz auf dem Weltmarkt bringt jedoch erhebliche ökologische und soziale Herausforderungen mit sich. Nach Angaben des Internationalen Instituts für nachhaltige Entwicklung (IISD) werden weniger als 3 % der Sojabohnen unter Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards produziert. Der massive Anbau von Soja führt in diesen Ländern zu großflächiger Entwaldung, insbesondere in den tropischen Regenwäldern des Amazonas (Südamerika) und den Savannen des Cerrado (Brasilien). Diese Gebiete zählen zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt, und ihre Zerstörung hat verheerende Auswirkungen auf die Biodiversität.
Neben der Rodung von Wäldern verschärft der Sojaanbau auch andere Umweltprobleme. Monokulturen, die auf riesigen Flächen angebaut werden, führen zu einer Degradierung der Böden und fördern die Erosion. Außerdem erfordert der intensive Anbau einen hohen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, die die Wasserqualität beeinträchtigen und negative Folgen für die Gesundheit der lokalen Bevölkerung haben können.
Zusätzlich zu den ökologischen Auswirkungen gibt es erhebliche soziale Konsequenzen. In vielen Anbauregionen werden indigene Gemeinschaften und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben, um Platz für großflächige Sojaplantagen zu schaffen. Dies führt nicht nur zu Verlusten traditioneller Lebensweisen, sondern auch zu sozialen Spannungen und Konflikten.
Passend dazu: Die Auswirkungen auf den Globalen Süden sind für die Menschen vor Ort deutlich spürbar. Dieter Overath ist Botschafter für die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO, UN Industrial Development Organization) und spricht im Interview mit osapiens CEO Alberto Zamora über das Zusammenspiel der ESG-Regulierungen im Globalen Süden.
Verborgene Verbindungen: Die Herausforderungen einer globalen Lieferkette
Ein weiteres Merkmal der Soja-Lieferkette ist der internationale Aspekt. Ein großer Teil des in Südamerika produzierten Sojas wird exportiert, insbesondere in die Europäische Union, China und die USA. Die logistischen Herausforderungen, die mit dem internationalen Handel verbunden sind, einschließlich des Transports über weite Entfernungen und der Zwischenlagerung in Häfen und Silos, machen die Rückverfolgbarkeit und die Einhaltung von Umweltstandards äußerst schwierig.
Vom Regenwald zum Futtertrog: Die weite Reise der Sojabohne
Die Lieferkette von Soja ist sehr komplex und eine der am stärksten globalisierten in der Agrarwirtschaft. Vom Anbau bis zum Endprodukt durchläuft Soja zahlreiche Stationen und Regionen.
Eine exemplarische Lieferkette kann so aussehen: Nach der Ernte durch viele kleine Farmer wird das Soja häufig an lokale Zwischenhändler verkauft, die es zu Sammelstellen bringen, wo es sortiert und gelagert wird. Von dort aus kommt es zu Unternehmen, die das Soja zu Schrot und Öl verarbeiten. In Hinblick auf die EUDR, kann dieser Prozess besonders kritisch sein, da hier oft die verschiedenen Chargen vermischt werden, wodurch die Nachverfolgbarkeit der einzelnen Sojabohnen kaum noch nachvollziehbar ist. Die Weiterverarbeitung des Sojas in Schrot und Öl, die wiederum in verschiedenen Industrien wie der Lebensmittelproduktion und der Herstellung von Futtermitteln eingesetzt werden, fügt der Lieferkette eine weitere Schicht an Komplexität hinzu.
Das Ziel: Eine vollständig transparente Lieferkette
Die verschiedenen Ebenen der Lieferkette erschweren die Überwachung und Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien. Diese Komplexität ist eine der größten Herausforderungen für die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), da Unternehmen sicherstellen müssen, dass das importierte Soja über alle Stufen der Lieferkette hinweg entwaldungsfrei ist. Die Einhaltung dieser Anforderungen erfordert nicht nur umfassende Transparenz, sondern auch den Einsatz moderner Technologien zur Erfassung und Analyse von Daten entlang der gesamten Lieferkette.
Technologie trifft Nachhaltigkeit: So gelingt die EUDR-Compliance
Die EUDR verlangt, dass Unternehmen genaue Informationen über die geografische Lage der Anbauflächen bereitstellen, um sicherzustellen, dass keine Entwaldung nach 2020 stattgefunden hat. Dies ist besonders herausfordernd, da viele kleine Betriebe und Zwischenhändler nicht über die nötigen technischen Mittel verfügen, um diese Daten zu erfassen und bereitzustellen.
Die Umsetzung der EUDR erfordert daher auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren der Lieferkette. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Beteiligten – von den Landwirten über die Verarbeiter bis hin zu den Exporteuren – die Anforderungen der Verordnung verstehen und in der Lage sind, diese zu erfüllen.
Ein Blick nach vorn: Mit einer Softwarelösung die Compliance einhalten
Moderne Technologien wie Satellitenüberwachung oder KI-Unterstützung ermöglichen es, Daten über den gesamten Produktionsprozess hinweg in Echtzeit zu erfassen und zu analysieren. So können beispielsweise Satellitendaten genutzt werden, um die Anbauflächen regelmäßig zu überwachen und sicherzustellen, dass keine neuen Flächen durch Entwaldung erschlossen werden.
osapiens bietet eine Plattformlösung, die Unternehmen dabei unterstützen, die Anforderungen der EUDR effizient zu erfüllen. Diese Plattform ermöglicht es, die gesamte Lieferkette digital abzubilden, die Herkunft des Sojas genau zu verfolgen und Compliance-Berichte zu erstellen. Durch die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen können Unternehmen schnell und effektiv auf Abweichungen reagieren und sicherstellen, dass ihre Lieferketten den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Ein Sojaanbau ohne Entwaldung: Utopie oder bald Realität?
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) markiert einen Wendepunkt für die Sojaindustrie und stellt klare Anforderungen an nachhaltige und entwaldungsfreie Lieferketten. Während die Umsetzung der Verordnung mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist, bietet sie gleichzeitig die Möglichkeit, den Sojaanbau grundlegend zu transformieren und langfristig nachhaltiger zu gestalten.
Für Unternehmen, die bereit sind, in transparente und entwaldungsfreie Lieferketten zu investieren, eröffnet die EUDR Chancen, sich als Vorreiter in der Branche zu positionieren. Darüber hinaus könnte die EUDR auch weitreichende positive Auswirkungen auf die Anbauregionen haben. Durch die Förderung entwaldungsfreier Anbaumethoden und die Sicherstellung von Transparenz in der Lieferkette könnten nicht nur die ökologischen, sondern auch die sozialen Bedingungen in den Produktionsländern verbessert werden. Kleinbauern und indigene Gemeinschaften könnten von faireren Handelspraktiken und einer stärkeren Einbindung in globale Lieferketten profitieren.
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