Die EU-Regulierung zur entwaldungsfreien Lieferkette (EUDR) soll dazu beitragen, dass Wälder geschützt werden und die Abholzung eingedämmt wird. Deshalb müssen Unternehmen ab Ende 2024 nachweisen, woher ihre Rohstoffe stammen, wenn sie mit einem der folgenden sieben Materialien oder Folgeprodukten aus ihnen in der EU handeln: Kaffee, Kakao, Rind, Palmöl, Soja, Kautschuk oder Holz. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir den Rohstoff Holz, beziehungsweise den daraus entstehenden Zellstoff, mit der Frage: Welche Produkte aus der „Pulp, Paper and Printing Industry“ (Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie) fallen unter die EU-Regulierung?
Herausforderungen für die Industrie
ESG-Regulierungen wie die EUDR stellen Unternehmen vor verschiedene Herausforderungen. Einer der Hauptpunkte, branchenübergreifend, ist die Masse an Daten, die Unternehmen sammeln und verarbeiten müssen. Die Daten müssen so aufbereitet sein, dass genau nachvollzogen werden kann, woher der Rohstoff für das Produkt stammt. Dafür müssen von jedem Lieferanten in der Lieferkette Daten gesammelt werden. Manuell ist dieser Aufwand nicht zu bewältigen. Bei Produkten aus Zellstoff, wie Papier oder Bücher, kommt hinzu, dass die einzelnen Rohstoffe aus verschiedenen Farmen in verschiedenen Arbeitsschritten miteinander gemischt werden. Welche Zellstofffaser von welchem Stück Land kommt, ist damit kaum noch zu bestimmen. Dieses Problem wird oft als „Siloproblem“ bezeichnet, da die Materialien häufig in Silos vermischt gelagert werden.
Dieses Problem muss jedoch in irgendeiner Weise gelöst werden. Daher ist es relevant, dass für alle Rohstoffteile alle relevanten Daten vorliegen. Es gilt zu vermeiden, Produkte von Farmen, die die Daten liefern, und Farmen, die die Daten nicht liefern, zu vermischen.
EUDR-relevante Produkte in der Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie
Viele Produkte aus der Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie fallen unter die EUDR, da sie den Rohstoff Holz und daraus resultierende Produkte verwenden. Zu diesen Produkten gehören unter anderem:
- Papier: Vom Schreibpapier und Druckpapier über Bastel- und Kraftpapier und (klebende) Notizzettel bis hin zu Spezialpapieren wie Quittungen, Karten und Briefumschläge.
- Verpackungen: Kartons, Wellpappe und andere Verpackungsmaterialien aus Papier.
- Bücher und Druckerzeugnisse: Bücher, Broschüren, Zeitungen und Magazine.
- Hygieneprodukte: Papierhandtücher, Toilettenpapier und Servietten sowie Windeln, Feuchttücher oder Hygieneartikel wie Binden oder Tampons.
- Partyzubehör: Pappbecher und -teller, Servietten, Filter
Zellstoff und Papiererzeugnisse können aber auch in LCD-Bildschirmen, Lebensmittelhüllen, einigen Kleidungsstücken oder sogar als Dämmmaterial.
Sustainable Publishing: Verlage auf dem Weg zur EUDR-Compliance
Verlage, die Bücher, Zeitschriften und Zeitungen produzieren, stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es um die Einhaltung der EUDR geht. Da Papier das Hauptmaterial für gedruckte Medien ist, müssen Verlage sicherstellen, dass das von ihnen verwendete Papier nicht aus Quellen stammt, die zur Entwaldung beitragen. Dies erfordert eine genaue Rückverfolgbarkeit der Lieferkette und eine sorgfältige Auswahl der Papier- und Zellstofflieferanten.
Für Verlage bedeutet dies:
- Transparente Lieferketten: Verlage müssen sicherstellen, dass ihre Papierlieferanten die Herkunft des Holzes nachweisen können. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten, ist daher essenziell, um die benötigten Daten zu sammeln und zu verifizieren.
- Datenmanagement: Die Menge an Daten, die gesammelt und analysiert werden müssen, ist enorm. Verlage müssen Systeme implementieren, die ihnen helfen, diese Daten zu verwalten, zu analysieren und die Einhaltung der EUDR nachzuweisen.
- Nachhaltige Beschaffung: Verlage können die EUDR nutzen, um Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen voranzutreiben, beispielsweise indem sie auf nachhaltige Rohstoffe und Beschaffungsstrategien umstellen. Dies kann ihre Markenreputation verbessern und ihnen helfen, umweltbewusste Kunden zu gewinnen.
Einige Verlage haben bereits begonnen, sich auf nachhaltige Beschaffungsstrategien zu konzentrieren, indem sie zertifiziertes Papier verwenden, das aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt. Aber Achtung: solche Zertifizierungen allein reichen nicht aus, um die Regulierung einzuhalten. Häufig ist es aber so, dass mit solchen Programmen die Datenbeschaffung leichter ist.
DIY-Produkte und Baumärkte: EUDR-konforme Lösungen für Grußkarten, Bastelpapier und Bauholz
Die Do-it-Yourself-Branche, einschließlich Baumärkte und Hersteller von Grußkarten, Bastelpapier und Bauholz, ist ein stark wachsender Markt. Jedoch müssen Unternehmen auch hier die EUDR einhalten, denn in dieser Branche bildet Holz oft die Basis.
In diesem Bereich sind folgende Punkte besonders relevant:
- Nachhaltige Materialien: Hersteller von DIY-Produkten müssen sicherstellen, dass ihre Materialien aus rückverfolgbaren Quellen stammen. Dafür brauchen sie die Daten der Lieferanten. Der Einsatz von FSC- oder PEFC-zertifizierten Materialien kann unterstützen leichter an die Daten heranzukommen.
- Rückverfolgbarkeit: Ähnlich wie in anderen Branchen müssen auch hier die Lieferketten transparent gestaltet werden. Dies bedeutet, dass die Herkunft der Rohstoffe bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden muss.
- Kundenkommunikation: Baumärkte und Hersteller können die Einhaltung der EUDR als Verkaufsargument nutzen, indem sie ihre Kunden über die Nachhaltigkeit ihrer Produkte informieren. Dies kann das Vertrauen der Kunden stärken und den Absatz fördern.
In Baumärkten, wo Bauholz eine zentrale Rolle spielt, ist die EUDR-Compliance besonders wichtig. Kunden legen zunehmend Wert auf nachhaltige Produkte. Daraus kann ein Wettbewerbsvorteil entstehen.
Eine smarte Lösung: Wie osapiens die EUDR-Compliance erleichtert
Die Plattformlösung von osapiens bietet der Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie umfassende Unterstützung bei der Einhaltung der EUDR. Die Plattformlösung, der osapiens HUB, ermöglicht es Unternehmen, ihre Lieferketten transparent zu gestalten und die Herkunft ihrer Rohstoffe auf einen Blick zu sehen. Mit Hilfe der Plattform können Daten nahtlos integriert und analysiert werden. So können Unternehmen Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen, um ein umfassendes Bild ihrer Lieferkette zu erhalten. Diese Datenintegration ermöglicht eine genaue Überwachung und trägt dazu bei, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Risikoeinschätzung der Produktion
Jährlich werden etwa 6 Millionen Tonnen Zellstoff in die Europäische Union importiert. Das Produkt kommt dabei vor allem aus Brasilien, Chile und den USA. Mit der EUDR werden die Herkunftsländer in verschiedene Risikostufen eingestuft. Noch gibt es von der EU hierzu keine weiteren Angaben, aber aufgrund der aktuellen Waldrodungen kann davon ausgegangen werden, dass einige dieser Länder als „Hochrisikogebiete“ zählen werden. Zentraler Aspekt der Einhaltung der EUDR ist daher auch eine Risikoanalyse, die unter anderem das Herkunftsland, aber auch Arbeits- und Lieferbedingungen, einschließt.
Eine Softwarelösung zur Einhaltung der Regulierungen soll den Arbeitsaufwand minimieren, sodass sich Unternehmen weiterhin auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Auf dem osapiens HUB haben Unternehmen daher die Möglichkeit auf einen Blick die Risikoanalyse für beispielsweise Lieferanten und Produktionsschritte einzusehen. So können sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um mögliche Risiken zu minimieren. Durch die Identifizierung von Risikobereichen können Unternehmen frühzeitig proaktiv handeln und ihre Strategien anpassen, um die Compliance sicherzustellen.
Der Weg zu nachhaltigerem Handeln in der Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie
Die KI-basierte Softwarelösung von osapiens automatisiert die Teile zur Einhaltung der Regulierung, die automatisiert werden können. So wird der manuelle Aufwand für Mitarbeitende minimiert und beispielsweise das Due Diligence Statement (Sorgfaltspflichtenerklärung) automatisiert erstellt und verschickt. Dies spart Zeit und reduziert den administrativen Aufwand erheblich.
Die EUDR stellt für Unternehmen in der Zellstoff-, Papier- und Druckindustrie eine Herausforderung dar, bietet jedoch auch die Möglichkeit, nachhaltigere Geschäftsmodelle zu entwickeln, Nachhaltigkeitsziele erreichen und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt stärken. Durch die Nutzung von Technologien wie der Plattformlösung von osapiens können Unternehmen die Einhaltung der EUDR sicherstellen und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Die Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Lieferketten werden in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um die Entwaldung zu bekämpfen und nachhaltige Praktiken in der Branche zu fördern.
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